Das Schöne an Druckern war eigentlich immer, daß sie zu der Hardware zählten, die systemübergreifend verwendbar war. Dies gilt aber für den Amiga seit einiger Zeit leider nicht mehr, da es den Herstellern offensichtlich nicht lohnend erscheint, ihren Produkten auch Druckertreiber für dieses System beizulegen.
Heißt das nun also, daß die Amiga-Gemeinde auf dem Stand von gestern bleiben und veraltete Drucker benutzen muß, weil es nur für diese Treiber gibt?
Glücklicherweise nicht, denn wie immer wissen sich die Amiga-User selbst zu helfen. Dieser Artikel soll die Probleme beim Betrieb von modernen Tintenstrahldruckern am Amiga ein wenig beleuchten und auch ein paar Tips geben, die die Entscheidung für ein Modell ein wenig erleichtern sollen.
Zunächst einmal findet man im Bereich der Tintenstrahldrucker vier Anbieter, die mit einer größeren Palette um die Gunst der Kunden werben: Canon, Epson, Lexmark und Hewlett Packard.
Zwischen den Modellen der ersten drei Firmen und denen der letzteren besteht in der aktuellen Palette bereits ein Unterschied, der manchem die Entscheidung leicht machen könnte. Die Drucker der Firma HP sind nämlich derzeit die einzigen, die einen Papiereinzug von vorn bieten, alle anderen und auch das kleinste HP-Modell DeskJet 340 nehmen ihr Papier aufrecht von oben entgegen, was das Unterbringen des Druckers in einem Regal oder diversen Computertischen unmöglich macht.
Dies ist bereits der wesentlichste Unterschied, denn in den sonstigen Spezifikationen geht die Entwicklung so schnell voran bzw. sind sich die Kontrahenten gegenseitig so sehr auf den Versen, daß sich allgemein keine so großen Differenzen feststellen lassen.
Auffällig ist, daß HP mit den maximalen Druckauflösungen etwas hinter der Konkurrenz hinterher hinkt. Während Epson als erstes Auflösungen von 1440x720 dpi (nur schwarz/weiß) bot, zogen Lexmark und Canon mit solchen von 1200x600 dpi nach, während die HPs bisher über 600x600 dpi nicht hinauskommen. Für den Heimanwender reicht jedoch eine Auflösung von 600 oder 720 dpi völlig aus und bis auf die Epsons muß man für höhere Werte auch immernoch einiges Geld hinlegen.
Diese Werte allein können jedoch nicht als Barometer für die letztendliche Druckqualität gelten, da diese auch durch andere Techniken wie Kantenglättungs- und Tintenreduktionsfunktionen beeinflußt werden. Zur Beurteilung der Qualität sollte also immer ein Testausdruck zu Rate gezogen werden.
Grob läßt sich eine Preisstaffelung nach Anwendungsgebiet vornehmen. Die kleinsten Modelle, portable, platzsparende oder Ein-Patronen-Systeme, kosten in etwa zwischen 200 und 400 DM. Im Bereich von 400 bs 600 DM schließt sich die Kategorie für den Heimanwender an. Hier bekommt man Farbdrucker mit Zwei-Patronen-System, die für den gelegentlichen Gebrauch vollkommen ausreichen. Wer plant, intensive grafische Anwendungen zu Papier zu bringen, sollte dann darüber nachdenken, mehr Geld auszugeben, nach oben ist die Grenze ja bekanntlich recht offen.
Aber kommen wir doch endlich zum Zusammenspiel mit dem Amiga.
Wie schon erwähnt ist der Amiga-Support der Hersteller stark zurückgegangen bzw. gleich Null. Lediglich Canon supportet seine Drucker, indem sie eine eingeschränkte Version des Studio-Treibersystems regelmäßig via Aminet auf dem laufenden Stand halten. So hat der Käufer stets einen offiziellen Treiber für sein Modell.
Schwerer haben es da schon die HP- und Epson-Kunden. Diese können nur hoffen, daß sich ein pfiffiger Amigianer findet, der einen Treiber für ihr Modell zusammenzimmert. So erschienen inzwischen Treiber für die Modelle Stylus300, Stylus800 und StylusII der Epson-Serie, sowie für die DeskJets 400C, 600C bis 690C und 800C bis 890C, mit Ausnahme des 820CXi.
Wer sich für einen Lexmark entscheidet, kommt nicht um den Kauf einer kommerziellen Treiberlösung herum, die sich allerdings auch für Besitzer der anderen Modelle durchaus lohnt.
Bevor ich jedoch dazu ein paar Worte verliere, möchte ich auf einen weiteren Umstand aufmerksam machen, nämlich den, daß die modernen Drucker weitestgehend Software-gesteuert sind. Auch dies wird beim PC freilich über die beigelegten Treiber-Tools gemacht, die es für den Amiga nicht gibt. Hier wiederum haben aber Epson- und Canon-Kunden einen Vorteil, denn auch hier haben sich User gefunden, die Tools für diese Drucker programmiert haben, mit denen sich die Köpfe justieren, reinigen oder sonstige Funktionen ausführen lassen, und diese im Aminet anbieten. Alle anderen müssen wieder Geld ausgeben.
Für selbiges bekommt man entweder durch das Studio- oder das TurboPrint- Paket Abhilfe. Beide Pakete sind für ca. 100 bis 150 DM erhältlich und nehmen sich sicher nicht viel in der Summe ihrer Features und Mängel.
Ein TurboPrint-Test befindet sich ebenfalls in dieser Ausgabe. Die Pakete bieten natürlich über reine Druckertreiber hinaus noch wesentlich mehr, wie Programme zur komfortablen Gestaltung von Grafikausdrucken, Tools zur Steuerung bzw. Einstellung der Drucker und Features wie TrueMatch und ähnliches, so daß die Investition durchaus nicht zu bereuhen ist.
Problematisch werden natürlich neuerdings erscheinende Kombi-Geräte, wie z.B. der OfficeJet von HP oder BJC 4300 und BJC 4650 von Canon, die auch als Scanner verwendbar sind. Meines Wissens gibt es für deren Scan- Funktionen noch keine Treiberlösungen für den Amiga. Hier bleibt abzuwarten, was die Zukunft bringt.
Gänzlich unbrauchbar sind reine "Windows-Drucker", wie z.B. der DeskJet 820CXi von HP. Diese sind nur in Zusammenhang mit MS-Windows betreibbar, man findet auch in den kommerziellen Treiberpaketen keine Lösungen für diese Geräte. Hier ist beim Kauf also Vorsicht geboten.
Abschließend möchte ich noch anmerken, daß man durch den extrem schnellen Modellwechsel oft ein Schnäppchen schlagen kann, wenn man die Augen offen hält, da es im Prinzip ständig Auslaufmodelle gibt. Dabei sollte man sich auch nicht allzu große Sorgen machen, man könne etwas verpassen, wenn man nicht das allerneueste Gerät hat. Vergleicht man beispielsweise einmal die Modelle DeskJet 660C, 690C und den aktuellen 670C, so kommt man als Heimanwender schon ins Grübeln, was außer der Bezeichnung sich geändert hat.
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